Eindrückliche Schwarz-Weiss-Postkarten mit Glarner Bergkulissen und einmalig eingefangenen Momenten kann man schon seit längerem im Glarussell käuflich erwerben. Hinter diesen charakteristischen Aufnahmen steckt niemand anderes als der leidenschaftliche Glarner Vollzeitfotograf Fridolin Walcher. Kurz vor seiner aktuellen Grönland-Reise gelang es mir, das vielbeschäftigte Fototalent in seinem Atelier abzufangen und in einem Interviewgespräch zu seiner Fotografie und den Karten zu befragen.
Beginnen wir mit einer allgemeinen Frage: Wie sieht Ihre Arbeit als Fotograf aus?
Meine Arbeit ist meist geprägt von grösseren und längerfristigen Projekten, welche sich häufig über einen Zeitraum von ein bis drei Jahre hinziehen. Dazu gehören beispielsweise die Fotobücher, an denen ich gearbeitet habe oder meine Reise nach Grönland, auf welcher ich die Gletscher fotografieren werde. Da steckt sehr viel Vorbereitung, Planung und sorgfältiges Vorausdenken dahinter, um dann auch vor Ort gut arbeiten und die beabsichtigten Aufnahmen machen zu können.
Leider ist meine Arbeit grundsätzlich auch mit viel Bürokratie verbunden. Ich betreibe also nicht den ganzen Tag lang Fotografie, so wie ich mir das natürlich wünschen würde, sondern kümmere mich noch um viele andere Dinge, welche rund ums eigentliche Fotografieren ebenfalls zu erledigen sind.
Wie entscheiden Sie, welche Ausrüstung Sie zu ihren Projekten mitnehmen?
Manchmal gehe ich sehr bewusst mit einem ganz bestimmten Equipment an einen Ort. Beispielsweise habe ich auch schon mal nur die Analogkamera für ein Projekt mitgenommen. Immer alles Equipment mitzunehmen ist einfach nicht möglich, aber andererseits kann ich auch häufig nicht genau abschätzen, was mich vor Ort erwartet. Mit guter Vorbereitung und Überlegungen dazu, was ich einfangen möchte, sowie dank meiner langjährigen Erfahrung habe ich jedoch meist etwas Passendes dabei.
Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, welche Motive als Postkarten gedruckt werden?
Die Auswahl der Fotos, welche ich als Postkarten drucke, ist nicht ganz einfach. Denn es sind nicht immer diejenigen Motive am beliebtesten, von denen ich es erwarten würde. Nach vielen Jahren Postkartenverkauf habe ich gelernt, dass es manchmal nicht das stimmige Schwarz-Weiss-Foto oder die schöne Landschaft ist, welche die Leute zum Kauf motiviert. Es geht häufig auch viel um die Emotionen. Die Menschen kaufen eine meiner Karten, weil das Motiv sie berührt und emotional anspricht. Meine Karte «Freundschaft», bei welcher sich zwei Esel aneinanderschmiegen oder die Karte mit dem Titel «Alptraum», bei welcher es weniger um einen schlechten Traum, sondern vielmehr um zwei Kühe auf der Alp geht, verkaufen sich schon seit Jahren besonders gut. Als ich einmal einen Postkartenständer füllen musste und mein Sohn mich überredete, ein Bild von meiner Geiss mit hineinzunehmen, auf dem sie am Weihnachtsabend sehnsüchtig in den Sternenhimmel blickt, hätte ich ebenfalls nicht gedacht, dass dieses Motiv schlussendlich auch zu einer der meistverkauften Postkarten wird.
Sind all Ihre Postkarten Schwarz-Weiss?
Nein, ich begann ursprünglich mit farbigen Hochkant-Postkarten. Mich faszinierte das Konzept, dass man in Glarus immer aufwärts schaut – man hat das Stadtleben, Wiesen und Wälder unten, dann die Bergkulisse in der Mitte und erst ganz oben dann den Himmel. Man sieht also gerne aufwärts und in Form von schmalen Hochkant-Aufnahmen fing ich diese aufwärts gerichtete Blickrichtung auf Postkartensujets ein.
Mittlerweile verkaufe ich zudem auch farbige Karten im sehr breiten Querformat mit der Glarner Schnee- und Berglandschaft, welche von Kunden beispielsweise sehr gerne als Weihnachtsgrusskarten verwendet werden.
An welchen anderen Projekten, neben den Postkarten, arbeiten sie?
Mein Postkartenverlag ist eigentlich ein nettes Nebenprodukt von meiner Arbeit, das aber Freude macht. Meine Haupttätigkeit liegt in meinen freien Projekten für Ausstellungen und Buchpublikationen.
Wenn ich nach rund zwei Monaten hinter der Kamera aus Grönland zurückkomme, geht es um die Auswahl der Bilder, ums entwickeln und produzieren. Es stehen Ausstellungstermine fest für die nächsten zwei Jahre. Ich bin eingeladen nach Bergün ans Bergfahrt Festival 2024, ins Kunstmuseum nach Ilulissat in Grönland 2025 und sehr bald nach Zürich. Auch im Glarnerland läuft ein Projekt. Ueberall wird die Eisschmelze in Grönland und hier in den Alpen irgendwie einfliessen.
Es braucht nicht nur Bilder, es werden Konzepte geboren und umgesetzt, um eine Geschichte zu erzählen. Ich bin jeweils selbst gespannt, wohin mich meine Ideen bei der Realisierung einer Ausstellung bringen! All das möchte ich etwas gemächlicher angehen als in den letzten Jahren. Dann wird es Freude machen, mir und hoffentlich auch den Besuchern.
Interview und Text: Charlotte Freund
Bilder: Charlotte Freund