Geschichte der Glarner Textilindustrie seit dem 17 Jahrhundert

Das Glarnertüechli, ein farbenfrohes Zeugnis der glarnerischen Textilgeschichte, ist eng mit der Entwicklung der Textilindustrie im Kanton Glarus verflochten. Bereits im 18. Jahrhundert etablierte sich Glarus als Zentrum der Textilproduktion, wobei die lokale Industrie nebst dem Glarner Schabziger durch den Textildruck auf internationalen Märkten Bekanntheit erlangte. Im Zentrum dieser Geschichte steht die einzigartige Praxis der Glarner Kaufleute, die in der Blütezeit der Textilindustrie weite Reisen nach Asien und in den Orient unternahmen. Ihr Ziel war es, Einblick in die dortigen Vorlieben für Textilmuster zu gewinnen und diese in die Heimat zu bringen. Diese weitgereisten Muster spiegelten eine Vielfalt an kulturellen Einflüssen wider und waren speziell auf die Geschmäcker und Anforderungen der asiatischen und orientalischen Märkte abgestimmt.

Diese Tücher wurden komplett im Glarnerland des 18ten Jahrhunderts produziert. In lokalen Spinnereien und Webereien wurden die Stoffe produziert und anschliessend in Handdruckereien mehrfarbig gedruckt. Die Fähigkeit, diese internationalen Einflüsse aufzunehmen und sie in hochwertige Textilprodukte umzusetzen, verlieh der Glarner Textilindustrie einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil und trug zu ihrem Ruf als Zentrum innovativer Textilherstellung bei. Noch heute zeugen die sogenannten Hänggitürme von dieser Textiltradition. 

Handdruckerinnen |  Quelle: Photographie Schönwetter-Elmer 8750 Glarus
Austellung über Stoffdruckerzeugnisse im Dachstock des Freulerpalast Quelle: Photographie Schönwetter-Elmer 8750 Glarus

Firma F. Blumer & Cie. AG – Tradition seit 1828

Zwischen den beiden Flussläufen Linth und Sernf wurde seit dem 17. Jahrhundert die Wasserkraft für Getreidemühlen, Bleichereien, Walkereien  und Sägereien genutzt.. 1827 kaufte das bedeutende Handelshaus P. Blumer & Jenny das gesamte Schwander Mühleareal. Hier bauten die aus dem Glarnerland stammenden Besitzer innert weniger als einem Jahr gegen 30 Gebäude, in denen eine Textildruckerei eingerichtet wurde.

Die Firma erlangte weltweit Berühmtheit für ihre leuchtend roten Alizarintücher. Die Erfindung des industriellen Batikdrucks war eine weiterer Meilenstein des Unternehmens.  Nach 1860 erreichte die Firma ihren Höhepunkt und beschäftigte über 600 Personen in Schwanden. Dank der von Anfang an bestehenden Handelsverbindung mit Ancona und dank wichtigen Handelsreisen konnten Niederlassungen im Nahen und Fernen Osten, in Europa und Amerika errichtet und neue Absatzmärkte geöffnet werden.

Ab 1945 ersetzte man alte Druckereigebäude durch moderne Fabrikbauten mit bis zu 60 m Länge, wo bis. 1980 der Schablonen-Handdruck betrieben wurde.
F. Blumer & Cie. AG setzte als Handelsfirma die textile Tradition am historischen Standort fort.
2011 folgte der Umzug nach Niederurnen – die alten Räumlichkeiten in Schwanden haben ihren Dienst getan und wurden von den Eigentümern an eine soziale Institution verkauft.

Glarner Tuechmannli | Quelle: Gotthard Schuh Zollikon

Das Glarnertüechli – ein Stück Glarner Identität

Nebst Landsgemeinde, Glarner Schabziger und Vreni Schneider dürfte das Glarner Tüechli das Produkt mit der grössten Glarner Identität sein. Dieses Tuch mit dem typischen Paisley Muster wurde ursprünglich seit dem 18 Jahrhundert aus Bumwolle produziert und von Hand gedruckt. Früher wurde das Glarnerteüchli von schnupfenden Textilarbeitern als Nastuch oder als Stirnband benutzt. Das Glarnerteüchli ist aber mehr als nur ein Stück Stoff; es ist ein Stück Schweizer Kulturgeschichte. Seine Beliebtheit bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen zeugt von seiner zeitlosen Anziehungskraft und seinem kulturellen Wert.

Heute gibt es die Glarnertüechli in verschiedenen Grössen und einer sehr breiten Vielfalt an 31 modischen Farben. Das Original Glarnertüechli ist natürlich noch immer im typischen rot und wird in den Massen 50 x 50 cm hergestellt.

Zudem gibt es die Grössen 70 x 70 cm. Das Edel Glarnertüechli mercerisierter Baumwolle wird Satin Tüechli genannt. Ebenfalls in den Massen 70 x 70 cm.

Die Qual der Wahl – das Glarnertüechli gibt’s in 32 Farben!
Mit dem Frühling kommt die Lust auf Farbe!